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  • ursularutschi

04.10.2022

Aktualisiert: 11. Okt. 2022


Während der letzten 2+ Wochen bin ich zusammen mit anderen Medics ins Gebiet Izyum/Lyman gefahren. dort waren wir für die Evakuation von verletzten Zivilisten und Soldaten verantwortlich. Während unserer Zeit dort konnte die ukrainische Armee grosse Geländegewinne verzeichnen. Als wir ankamen, war Izyum kurz vorher noch in russischer Hand. als wir die Front wieder verliessen, war diese fast 50km in den Osten verschoben. Während dieser Zeit verschoben wir jeweils kurz hinter der Armee, um möglichst kurze Evakuationszeiten zu ermöglichen. Folgend einige Impressionen.



Unser erstes Haus, welches wir übernommen haben, wurde nur wenige Tage von den Soldaten der sogenannten ‚Donetsk People Republic‘ fluchtartig verlassen. Das Haus und die Umgebung waren gefüllt mit Überresten von Munition, Uniformen und Essen. Sogar die Flagge war noch da.



Dauerhafte Begleiter während der zwei Wochen waren zerstörte Brücken. Hier die Hauptbrücke über den Siversky Donetsk Fluss.



Meist wurden die Brücken durch solche temporären Brücken ersetzt.



auch konnte man überall zerstörtes Material sehen, insbesondere russisches. Hier zum Beispiel ein versenkter Panzer.



Während der Arbeit waren wir sehr nahe am Geschehen dabei, um die Evakuationszeiten kurz zu halten. Im Bild rechts unsere Ambulanz, ein umfunktionierter Pickup. Im Hintergrund die ukrainischen Raketensysteme.



Die Strassen waren derart schlecht und mit Splittern übersät, das trotz unserer speziell verstärkten Reifen insgesamt 4 davon zerstört wurden. Wir versuchen trotzdem jeweils die gute Laune zu behalten.




In der zweiten Woche wurde das Haus unserer Nachbarin morgens von russischer Artillerie getroffen. Wir fanden die dort lebende Grossmutter glücklicherweise unverletzt im Keller. Das Haus war jedoch völlig zerstört.



Generell fand sehr viel Zeit im Untergrund statt. Die überall vorhandenen Gemüsekeller wurden jeweils ausgeräumt, um als Schutzkeller zu funktionieren. Dort verbrachten wir jeweils unsere Ruhezeit.



Auch in der Nacht gingen die Evakuationen bei Bedarf weiter. Grösstes Problem dabei war die russische Aufklärung durch Drohnen. Dadurch mussten wir meist ohne Licht und wenn, dann mit sehr stark verringerter Beleuchtung fahren. Dazu kamen die sehr schlechten Strassen und jeweils hohe Geschwindigkeit. Während den zwei Wochen hatten wir aber abgesehen von den Reifenpannen keine Unfälle.



Izyum auf dem Rückweg vom Osten. Die Stadt ist mehrheitlich in Schutt und Asche.





Auf dem Rückweg hatte die ukrainische Armee bereits die zerstörte Brücke repariert, welche im zweiten Video zu sehen ist.


Insgesamt war der Einsatz ein grosser Erfolg. Wir konnten mehrere Zivilisten und Soldaten retten und zu Stabilisierungspunkten bringen. Weiter konnten wir sehr wertvolle Praxiserfahrung sammeln. Diese wird direkt in die Anpassung der zukünftigen Kurse einfliessen. Einige wichtige Lektionen waren etwa, dass wir aufgrund des Artilleriekrieges nie nur einen Patienten hatten, sondern meist 4-8 Patienten. Oder dass die Evakuationszeiten nicht wie von vielen befürchtet mehrere Stunden bis Tage beträgt. Vielmehr konnten wir die meisten Patienten innert einer Stunde, maximal zwei, einem Arzt übergeben. Ausserdem war die Versorgung mit Material mittlerweile viel besser als in den ersten Monaten des Krieges. All das hat Auswirkungen auf den Ausbildungsstoff.


Während der Zeit an der Front konnte ich auch einige kurze Lektionen geben. Während die Kurse hier in in Kyiv durch meine Kollegen weitergeführt wurden, werde ich in den nächsten Wochen wieder vermehrt ausbilden. Bestimmt werde ich nach einiger Zeit auch wieder einen Fronteinsatz machen, um weitere Erkenntnisse zu sammeln.


Und noch eine erfreuliche Nachricht: Zusammen mit Spenden, welche ich noch nachtragen muss, ist der Fundraiser mittlerweile bei 19’328.55 angekommen. Danke euch allen für die fortwährende Unterstützung und das weitere Verbreiten! In den nächsten Wochen werde ich damit erneut mehr als 40 Kits bestellen können! Euch allen eine gute Woche 💙💛

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